Was ranken sich nicht schon von je her viele Mühten, Märchen, Überlieferungen und Lieder um den guten alten Vogelbeerbaum. Nun, ich kenne ihn aus Kindheitstagen durch das Volkslied aus dem Vogtland vom Mundartdichter Max Schreyer „Dr Vuglbärbaam“.
Aber die Vogelbeere hat viele Volksnamen wie zum Beispiel Aberesche, Drachenbaum, Drosselbeere, Falsche, Mostbeere, Quicke, oder Quieckenbeere, Vogelbeerbaum, Zitrone des Nordens und viele mehr. Der Deutsche Name Eberesche resultiert aus der Ähnlichkeit der Blätter mit denen der Esche, heißt aber so viel wie
„Aber-Esche“, also „falsche-Esche“.
Der botanische Name „aucuparia“ kommt aus dem lateinischen und bedeutet so viel “wie Vögel fangen“. Es heißt, das früher die Vögel, vorzugsweise Amseln und Drosseln, von den roten Beeren magisch angezogen und dann von den Menschen gefangen wurden. Heute ist die Vogelbeere noch immer eine willkommene Futterquelle für unsere heimischen Vögle, besonders im Winter.
Der bis zu 15m hohe Vogelbeerbaum gehört zur Familie der Rosengewächse dessen Verbreitung als eine typische Pionierbaumart praktisch überall in ganz Europa, Asien und bis über den Polarkreis reicht. Er wächst in Gärten genau so wie auf Kahlflächen, in Ufernähe und auf Ruderalfluren. Sein tiefgreifendes Wurzelgeflecht vermag sich im Boden so fest verankern, wie kaum eine andere Baumart und ist deshalb in erosionsgefährdeten Gegenden sehr standfest.Die Blätter der Vogelbeere sind unpaarig angeordnet und lanzettlich gesägt. In der Blütezeit von Mai bis Juni bildet der Baum kleine weiße Blütentrauben, welche unangenehm riechen, aber dafür sehr viele Insekten zur Bestäubung anziehen. Aus den Blüten wachsen später orangefarbene bis scharlachrote Früchte, die in Doldenrispen angeordnet sind und in den Monaten September bis Oktober geerntet werden.
Lang hält sich bei uns das Gerücht, das Vogelbeeren giftig sind, dabei haben die Früchtchen einiges zu bieten. Roh sollten die Vogelbeeren nicht verzehrt werden, das kann zu Durchfall und Magenproblemen führen. Dies ist bedingt durch die Parasorbinsäure, die aber durch Einfluss von Frost, Trocknen oder Kochen in den Früchten abgebaut wird.
Die Mährische Vogelbeere (Sorbus aucuparia var. moravica) ist eine Art kultivierte Vogelbeere, welche deutlich weniger dieser Inhaltsstoffe hat.
Inhaltsstoffe und Heilwirkung der Vogelbeere
Wie schon angedeutet, die Früchtchen sind nicht nur für Vögel gut, auch wenn der Volksmund aus vergangen Tagen das uns anders glauben lässt. Vogelbeeren enthalten viel Vitamin C, Zucker und Zuckeralkohole, ätherisches Öl, Gerbstoffe, Sorbinsäure, Caratinoide, Pektin, Bitterstoffe, Parasorbinsäure und Anthocyane.
Ein Vogelbeermus oder die getrockneten Früchte regen den Stoffwechsel an, fördern die Verdauung und sind gleichzeitig entwässernd.
In der Volksheilkunde wird die Vogelbeere bei Hautkrankheiten, als Stärkungsmittel und bei Entzündungsprozessen im Körper eingesetzt. Die Gerbstoffe sorgen für eine zusammenziehende und entzündungshemmende Wirkung. Auch bei Rheuma, Blasenleiden und Durchfall findet die Vogelbeere Anwendung.
Verwechslungsmöglichkeiten der Vogelbeere
Die Vogelbeere hat zwar eindeutige Erkennungsmerkmale und kann gut unterschieden werden, dennoch besteht Verwechslungsgefahr mit dem der Echten Mehlbeere.
Die Früchte sind roh leicht giftig, abgekocht sind sie allerdings ebenso wie Vogelbeeren genießbar.
Solltest Du Dir unsicher sein, sammle nur jene Pflanzen die Du wirklich kennst.
Informiere Dich erst, ob Du richtig liegst oder besuche besser noch einen Kräuterkurs.
Verwendung und Aufbewahrung der Vogelbeere
Die Blüten der Vogelbeere, mit ihrem säuerlich mandelartigen Geschmack, können im Frühjahr getrocknet als Tee oder zum Würzen von Süßspeisen zum Einsatz kommen.
Die Früchte, besonders der mährischen Vogelbeere mit ihrem milderen Aroma, können für Mus, süße Marmeladen, Liköre Gelees, für Soßen oder zu einer leckeren Pralinenfüllung, wie in meinem Rezept des Monats, zubereitet werden. Getrocknet können sie in Kuchen Brot, Müsli und Süßspeisen verarbeitet werden. Auch eine schöne herbstliche Tischdekoration läßt sich aus den orangeroten Beeren zaubern.
Die Konservierung und Lagerung von Vogelbeeren kann über Trocknung und Einfrieren, oder Einkochen erfolgen.
Frisch sind die Früchte nur ein paar Tage haltbar. Wegen des hohen Gerbstoffgehaltes und dem Anteil an Bitterstoffen empfehle ich Dir die Vogelbeere erst für ein paar Wochen in den Frost zu geben, dann gehen diese Inhaltsstoffe verloren.
Und dann gilt auch hier: Frisch gepflückt, frisch verarbeitet und frisch verzehrt.